„Ein Unter wirkt oft Wunder!“, „A so geht da Pfarra in da Kirch herum!“ Was haben diese aberwitzigen Ausrufe gemeinsam? Nein, wir sind nicht auf die falsche Taste gekommen. Wer schon mal vielleicht etwas unvorbereitet in eine entsprechende Partie geraten ist, hat sicher schnell verstanden (oder eben nicht verstanden), dass bei dem beliebten Kartenspiel Schafkopf Sprüche und ganz eigene Begriffe dazugehören, wie die Knabbereien zu einem Spieleabend. Eisenbahner, Speisenträger und der Alte. Was hat das zu bedeuten? Begeben wir uns in die Welt von Schafkopf und werfen gemeinsam einen genaueren Blick auf das, was da so alles gesagt wird.
Es war einmal …
Zuerst schauen wir uns nochmal kurz die Geschichte von Schafkopf an – und wie es funktioniert. Denn wenn wir wissen, wo es herkommt und wie es gespielt wird, können wir die Schafkopf Sprüche vielleicht gleich etwas besser verstehen.
ch dWie bei vielen traditionellen Spielen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben und z. T. aus anderen Spielen hervorgegangen sind, ist die Herkunft des Namens nicht genau geklärt. Da gibt es einige Möglichkeiten. Es könnte sein, dass damals die Wertung der Spiele mit Kreidestrichen notiert wurde, die gemeinsam dann einen abstrakten Schafkopf bildeten. Es ist aber auch möglich, dass es gar nicht um Schafe ging, sondern um Schaffe, einem alten Begriff für Fässer, auf deren Deckeln bzw. Köpfen damals unter anderem gespielt wurde.
Auch über die Entstehung von Schafkopf herrscht Unklarheit. Es wurde nämlich viel gespielt und wenig dokumentiert. Es war ein Spiel der Gaststuben, Bauernhäuser und der Kasernen. Was also vor der schriftlichen Überlieferung am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts passierte, können wir nur erahnen. Vermutlich wurde auch da schon gesellig beieinandergesessen und zünftig gespielt. Manch ein Historiker vermutet sogar, dass Skat und Doppelkopf aus Schafkopf hervorgegangen sind. Vielleicht haben sie sich auch parallel entwickelt. Die Spielmechaniken weisen jedenfalls deutliche Ähnlichkeiten auf. Heute gilt Schafkopf als Kulturgut und ist Teil der fränkisch-bayrischen Identität.
So wird gespielt
Schafkopf wird normalerweise mit vier Spielern und 32 Karten gespielt. Ziel ist es, durch geschicktes Spielen möglichst viele Punkte zu sammeln. Wie bei den meisten traditionellen Spielen, gibt es regional zum Teil stark variierende Regelauslegungen und verschiedene Spielarten, wie „Solo“ und „Rufspiel“, bei denen bestimmte Karten (Trumpfkarten) eine besondere Rolle spielen. Je nach Variante, spielt ein Spieler gegen die drei anderen oder zwei Spieler bilden ein Team. Die Spieler legen reihum Karten aus. Der höchste Trumpf oder die höchste Farbe gewinnt den Stich. Das Spiel erfordert Strategie und Taktik, da man mit seinem Partner möglichst viele Stiche gewinnen möchte, um die höchste Punktzahl zu erreichen. Wer es noch genauer wissen will, kann sich hier direkt die Spielregeln anschauen.
Habt ihr diese Schafkopf Sprüche schon gehört?
Im Laufe der Zeit haben sich im Schafkopf Sprüche und eine ganz eigene Sprache entwickelt. Das ist bei einem Spiel mit einer so langen und geselligen Geschichte auch nicht verwunderlich. Die Sprüche, Redewendungen und Begriffe entstehen aus Witzen, Assoziationen oder auch den regionalen, sprachlichen Gegebenheiten und Dialekten. Damit ihr einigermaßen vorbereitet in die nächste Partie gehen könnt, haben wir hier ein paar Beispiele für Schafkopf Sprüche für euch – natürlich samt Erläuterung.
„A so geht da Pfarra in da Kirch herum“ – Beginnen wir mit etwas Leichtem. Hier wird zunächst nur kommentiert, dass die Karten im Uhrzeigersinn ausgegeben werden.
„Wen‘st zua macha konnst, dann mach zua!“ – Wenn ein Spieler 61 Punkte erreicht und „zumachen“ bzw. „den Sack zua macha“ kann, sollte er das auch tun.
„Jetzt brauch i nur no an Bauernhof, an Mist hab i scho!“ – Ein Gefühl, das sicher jeder von uns kennt, der zum wiederholten Mal schlechte Karten bekommt.
„Sobald‘st alloan spielst, san alle gegen dich!“ – Eine einleuchtende Weisheit, z. B. für die Spielvariante „Solo“, bei der eine Person gegen die drei übrigen spielt.
„Dem Kiebitz ist kein Spiel zu teuer!“ – Als Kiebitze werden die Zuschauenden bezeichnet, die bitte ruhig zu sein und natürlich nichts zu verlieren haben.
„Erster G‘winn macht Beidl dünn!“ – Das nennt man heutzutage Foreshadowing, also eine Art Vorahnung darauf, dass wer zu Beginn gewinnt, häufig am Ende des Abends verliert.
„Lass die Toten ruhen!“ – Vorbei ist vorbei: Wer einen Stich abgeschlossen hat, darf ihn nun nicht mehr einsehen.
Übrigens: Wer zu lange und ausführlich mischt, darf sich schon mal anhören, dass sie „im Nachbardorf einem d’Karten aus de Händ’ operiert ham“ oder sie „neilich ein‘ ausgrobn ham, der hat immerno g’mischt!“
Schafkopf Sprüche – ein Spiegel der Region
Ihr habt es sicher gemerkt: Die meisten Schafkopf Sprüche sind bayrisch, weil das Spiel dort besonders viel gespielt wird. Vielleicht kennt ihr einige schon und habt andere noch nie gehört. Dass der Eichel-Ober in der Regel als „der Alte“ bzw. „da Oide“ bezeichnet wird, ist sicher noch recht bekannt. Aber wusstet ihr, dass der Herz-Ober neben „der Rote“ z. B. auch als Lump, Bardolio, Schindahans oder Erdbeer-Schorsch bezeichnet wird? Ihr seht, es kommt ganz darauf an, wo und mit wem ihr gerade spielt. Und damit meinen wir nicht, ob ihr in Bayern spielt oder in einem anderen Bundesland – sondern in welchem spezifischen Teil Bayerns. Überall gibt es kleine und große, verrückte und liebenswerte Unterschiede. Und genau das macht das Spiel so großartig: Die regionalen Begrifflichkeiten, die Schafkopf Sprüche. Sie spiegeln die Mentalität, die Geselligkeit, die Tradition und die Spielfreude der Menschen wider, mit denen ihr am Tisch sitzt.
„So, der Sack is zua!“